»I-for-kids«

Workshop »Malen und gestalten mit dem Computer«

Am 23. April 2010 startete die nächste Phase im Programm der Nachwuchs-Förderung an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg: »I for kids« nennt sich das informatische Grundschulangebot. Ähnlich wie im Informatik-Kindergarten arbeiten Grundschulkinder in universitären Informatik-Laboren mit professioneller Software, um selbständig – natürlich unter Anleitung – ein eigenes digitales Poster zu gestalten. Dabei werden sie mit der Funktionsweise von Programm, Maus und Computer vertraut und lernen digitale Gestaltungsprinzipien wie den Umgang mit »Objekten« – sei es ein Foto, ein Stern oder eine freihand gezeichnete Linie – kennen. »I for kids« wird auch an Grundschulen als Kurs in vier Einheiten angeboten. 2018 wurde der Workshop konzeptionell erweitert, sodass er nun offen für alle Jahrgangsstufen und Schulformen ist.

Der »I for kids«-Workshop dauert drei Stunden. Zuerst erfahren die Kinder etwas über die Theorie von Pixeln, Bits und Bytes, suchen Pixel auf analogen Fotos und verschieden aufgelösten digitalen Ausdrucken und spielen selbst Computer beim Ausmalen von Nullen und Einsen – die ausgemalten Flächen ergeben dann ein erkennbares Bild. So wird das digitale Prinizip anschaulich erfahrbar.

Arbeitsvorlage in
	      Inkscape Im Workshop werden Fotos auf einem digitalen „Arbeitsblatt“ arrangiert (gedreht, gezoomt, verzerrt…), und durch Gestaltungselemente wie Sterne sowie freihand Gemaltes in allen Farben, Formen und Größen zu einem Poster zusammengefügt. Das Ausprobieren und Nachvollziehen der Funktionsmöglichkeiten des Programmes stehen dabei im Vordergrund. Die Kinder haben die Möglichkeit, Werkzeuge nach einer kurzen Erläuterung selbständig zu entdecken und erschließen sich so Zusammenhänge, die über reines Handlungswissen hinausgehen. Jedes Kind erhält als Einstieg in die Arbeit eine digitale Arbeitsvorlage: Neben einem „digitalen Blatt“ liegen die zur Auswahl bereitgestellten Fotos wie auf einem Arbeitstisch bereit.

hoch Bericht aus der Praxis

Am 23. April 2010 besuchte uns eine Gruppe von Erst- und Zweitklässlern der Montessori-Grundschule Bamberg im Rahmen des dort üblichen »Schule zu Hause«-Tag: Am »Schule zu Hause«-Tag machen Eltern für Kinder Schule, indem sie ihren Arbeitsplatz zeigen oder Eskursionen unternehmen. Auch haben Bamberger Unternehmen und Institutionen die Möglichkeit, den Kindern ihre Einrichtung vorzustellen. So entstand die Idee, den Kindern die Universität Bamberg und den Infomatiklehrstuhl vorzustellen. Dazu bot sich »I for kids« besonders an. Die Lehrkräfte nutzen die schulfreie Zeit für die Team-Weiterbildung.


Die teilnehmenden sechs Schüler – darunter ein Mädchen –starteten mit Begeisterung in den Tag und waren merklich beeindruckt von den Erlebnissen – angefangen beim Computerraum im Rechenzentrum über das Wiedererkennen der eigenen Schule auf den Fotos in der Arbeitsvorlage bis hin zu den bislang ungeahnten Möglichkeiten, eine Stern mit mehr als Tausend Zacken zu erzeugen. Mit letzterem schafften sie es mehrfach, Rechner lahm zu legen.

Von den Begrenzungen des „digitalen Blattes“ ließ sich dabei kaum einer beeindrucken: Während sie die Fotos noch in dessen Rahmen arrangierten, wurden die weiteren Gestaltungselemente einfach darum herum eingesetzt – das Blatt war schließlich schon voll. (Besonders deutlich zeigt sich diese Vorgehensweise in Poster 1.)

Aber auch das exessive Ausprobieren und Anwenden von Verzerrungen sprengte schnell die ursprünglichen Blattgrenzen – und was ursprünglich einem DIN-A-4-großen Papier entsprochen hatte, weitete sich auf Plakatwandgröße. Für die Sechs- bis Achtjährigen war es schwer nachzuvollziehen, warum man die großen Objekte wieder kleinskalieren sollte – dann würde man sie doch gar nicht mehr erkennen können.

Das Ausprobieren stand deutlich im Vordergrund, sodass die Kinder vielfach auch das bisher gestaltete mit neuen Elementen überdeckten. Nachstehend deshalb ein paar Ausschnitte aus früheren Arbeitsphasen.

Der Workshop wurde seit seiner Einführung immer wieder mit Kindergartenkindern, Grundschülern und Förderschülern umgersetzt und ist prinzipiell offen für alle Schulformen und Altersstufen. Für die Teilnehmer ist es jedes Mal ein besonderes Highlight, wie richtige Studenten auf Bürostühlen in einem Computer-Pool zu arbeiten.

hoch Informatischer Hintergrund

Das im Workshop verwendete Vektorgraphik-Programm Inkscape ist ein professionelles Werkzeug und kein Kindermalprogramm (welches sicherlich geeigneter ist, wenn es nur darum geht, Kinder am Computer malen zu lassen und so an den Computer heranzuführen – hierfür bietet sich z.B. das OpenSource-Programm Tux Paint an). Als Vertreter der Universität haben wir den Anspruch, auch einen kleinen Einblick in die Welt der Informatik zu vermitteln. Wir setzen dabei auf den – möglicherweise prägenden – Eindruck, den die Kinder so von einer Universität und dem Aufenthalt in einem echten Labor erhalten: Arbeiten wie die Großen – und Spaß dabei haben!

Die meisten Kinder haben bereits von kleinauf – meist über ihr familiäres Umfeld – Kontakt mit Computern. Neben kindertauglichen Spielen finden sie oft das Malen am Computer besonders faszinierend. Entsprechend haben wir dieses Interesse genutzt, um im Kontext des bildhaften Gestaltens einige Grundkonzepte der Informationsverarbeitung einzuführen. Bei der Umsetzung gab es keine gestalterischen Regeln, die Kinder konnten ihr Poster ganz nach ihren Vorstellungen (und Möglichkeiten) umsetzen.

Das Projekt wurde von Professor Dr. Ute Schmid und Dipl.-Kulturpädagogin Sanne Grabisch (Universität Bamberg, Fakultät WIAI) konzipiert und umgesetzt.