Schattentheater
	  Ein Workshop für Kinder
 
	  im Rahmen der Osterferienaktion vom 9.–12.4. 2001
 
	  im Deutschen Museum München
	
Während meines Praktikums in der Museumspädagogik des Deutschen Museums München wurden im Rahmen des Osterferienprogrammes Aktivitäten für Kinder angeboten. Ziel war, Kindern (und ihren Eltern) positive Erfahrungen mit Wissenschaft zu ermöglichen. Die Hauptzielgruppe waren Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren – praktisch lag der Schwerpunkt jedoch in diesem Jahr eindeutig bei den Fünf- bis Siebenjährigen. An zwei Tischen wurde durchgängig gebastelt, andere Aktionen fanden in Workshops statt. Thema des von mir angebotenen Workshops war Schattentheater.
Die Konzept dieses Workshops bestand darin, mit interessierten Kindern Figuren zu entwickeln, eine Geschichte zu erfinden, diese dann auf der in der recht dunklen Abteilung Optik aufgebauten Bühne einzuüben und dann in einer etwa fünf- bis zehnminütigen Aufführung dem Publikum vorzuspielen.
Ich begann den Workshop mit einer Einführung darin, was ich mit den Kindern machen wollte, was Schattenfiguren sind und was man braucht, um welche herzustellen. Währenddessen verteilte ich das Material. Als nächstes fragte ich die Kinder, was sie denn gerne für Figuren machen wollten, was für Geschichten ihnen einfielen. In der Regel war es dann so, daß allen etwas einfiel, sobald ein Kind eine Figur vorgeschlagen hatte, und so entwickelte sich ein Geschichtsgerüst von ganz allein. Mögen diese Geschichten logische Löcher haben, so sind sie doch das eigenständige Werk der Kinder. Ich habe nur insofern eingegriffen, als daß ich die vorgeschlagenen Handlungsstränge zusammengehalten habe. Hier einige Beispiele.
	   
	  
	    Eine arme Prinzessin wird auf einem Schloss gefangen
	    gehalten, auf dem es spukt. Sie kann sich nicht bemerkbar
	    machen. Auch der Postbote auf seinem Rad wundert sich, daß
	    niemand da ist, dem er die Briefe übergeben kann. Ein Drache
	    bewacht das Schloss.
	    Eines Tages kommt ein Prinz vorbei und fordert den Drachen
	    zum Kampf. Er besiegt ihn und kann so die Prinzessin
	    befreien.
	  
Am folgenden Tag entstand ein Unterwasser-Märchen mit Fischen, einem geigenden Delphin, einem bösen Rochen, einem Wal und einer Schildkröte. Das Bühnenbild bestand aus einem wogenden, bewegten Meer.
	    Der böse Rochen vertreibt immer wieder alle lieben Fische,
	    so daß sich niemand seines Lebens sicher sein kann, doch
	    eines Tages erscheint der geigende Delphin und erzeugt auf
	    seinem Instrument so schreckliche Töne, daß der Rochen
	    schnell das Weite sucht.
 
	    Von dem Lärm aber ist die alte Schildkröte, die auf einer
	    Insel im Meer wohnt, aufgewacht. Nachdem sie sich
	    ausführlich gestreckt hat, überlegt sie, was sie denn nun
	    tun könne.
 
	    Sie ruft ihren Freund den Wal, um auf seinem Rücken eine
	    Seereise zu machen. Zusammen mit den anderen Fischen
	    schwimmen sie durch das Meer, während der geigende Delphin
	    schöne Lieder spielt.
	  
Am dritten Tag wurde die Geschichte zu einer Herausforderung, da ein Teil der Kinder Flugzeuge und ein anderer Teil Löwen, Bäume und Hexen baute. Die daraus entstandene Geschichte war folgende:
	    Ein Löwe, der eigentlich ein verzauberter Hund ist, kommt
	    zu einer Hexe und bittet sie um Hilfe, daß er seine alte
	    Gestalt wiederbekäme. Die Hexe, die ihr Haus auf ihrem
	    Besen durch das aufklappbare Dach betritt und verlässt,
	    meint, sie könne ihm schon helfen, sie verlange dafür
	    aber, daß der Löwe fliegen lerne.
 
	    Nun ist guter Rat für den Löwen teuer. Wie soll er nur
	    fliegen lernen?
 
	    Er kommt an einen hohen Baum, von dem es heißt, er habe
	    Zauberkräfte. Hoch oben im Himmel sieht er die Flugzeuge
	    fliegen. Er klettert also auf dem Baum und hängt sich an
	    die Heckflosse eines tieffliegenden Flugzeuges. Als er
	    nach einiger Zeit loslässt, kann er selber fliegen, indem
	    er mit seinem Schwanz wackelt.
 
	    Glücklich kommt er zu der Hexe und führt ihr seine Kunst
	    vor. Diese verwandelt ihn daraufhin wieder in einem Hund.
	  
Die Kinder waren während des ein- bis anderthalbstündigen Workshops sichtlich engagiert, zwischenzeitlich leistete uns die eine oder andere Mutter Gesellschaft und wurde gleich mit eingespannt zum Ausschneiden.
Nach Fertigstellung der Figuren und Skizzierung der Geschichte marschierten wir also in die Optik und probierten die Figuren aus. Da die Leinwand aus Pergamentpapier war, wurden die Schatten ganz diffus, sobald die Figuren sich von dem Papier entfernten. So entstanden tolle Effekte, wenn z.B. ein Schlossgespenst durch die »Nacht« flog. Mit buntem Transparentpapier ließen sich interessante Farbeffekte realisieren.
In der recht ruhigen Optik-Abteilung setzten wir uns dann zusammen, um uns die genaue Geschichte zu überlegen, wobei ich so vorging, daß ich jeden neuen Vorschlag sofort in die Geschichte einbaute.
An den Basteltischen kündigten wir anschließend unser Theaterstück an, woraufhin ein großer Schwarm von Kindern und Eltern uns in die Optik folgte. Die Kinder spielten und erzählten ihre Geschichte mit verteilten Rollen.
Das Publikum war, so kam es mir vor, ehrlich begeistert, der Applaus kam spontan und war lang anhaltend, für die Kinder was das Vorführen ein tolles Erlebnis, und viele Erwachsene beglückwünschten mich immer wieder zu der tollen Idee mit dem Schattentheater und nahmen die Idee für den nächsten Kindergeburtstag mit nach Hause.