Rezipient – Mitgestalter – Konsument

Kultur im Internet – Kultur durch Internet

Das kulturelle Schaffen in Deutschland unterliegt einem beständigen Wandel – sowohl, was die Inhalte dessen betrifft, was jeweils als Kultur (in Abgrenzung zu anspruchsloser Unterhaltung etc.) wahrgenommen wird, als auch, wie es in den (kultur- und gesellschafts)wissenschaftlichen Disziplinen und der Politik reflektiert wird. Wer Kultur gestaltet und wie sie wirkt, verändert sich innerhalb wechselnder gesellschaftlicher Zusammenhänge, angefangen vom in den fünfziger und sechziger Jahren noch vorherrschenden traditionellen Bild der Hochkultur über die kulturelle Öffnung in den siebzigern und der stark kommerzorientierten Eventkultur seit den Neunzigern bis hin zu den stärker werdenden Einflüssen einer neu entstehenden, sich weiter verändernden und noch kaum verstandenen Internetkultur heute.
Diese Veränderungen und deren Folgen möchte ich im Folgenden grob skizzieren.

hochKulturbegriff

»Bühnenprobe« von Edgar Degas (um 1878–1879)
Edgar Degas »Bühnenprobe« (um 1878–1879, Öl auf Leinwand, 52,5 × 71 cm)

Der modernen Kulturanthropologie, Ethnologie und Soziologie liegt ein weiter Begriff von Kultur zugrunde, welche sich klassisch nach E.B. Tylor1 als „jenes komplexe Ganze, das Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Recht, Recht, Sitte, Brauch und alle anderen Fähigkeiten umfasst, die der Mensch als Mitglied einer Gesellschaft erworben hat“2, definieren lässt. Die Ausformung einer besonderen Tradition, Formsprache und eines entsprechenden Habitus »veredelt« Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Im deutschen Sprachraum gibt es eine starke Trennung von Kultur einerseits und Zivilisation andererseits. Das Begriffsumfeld von Kultur verengt sich in den letzten zwei Jahrhunderten in Deutschland vor allem auf geistige und künstlerische Leistungen, die unter dem Begriff Hochkultur zusammengefasst werden. Er bezieht sich in der Regel auf die Kulturformen Musik, Bildende Künste, Literatur und darstellende Künste, welche bestimmten ästhetischen Maßstäben gerecht werden müssen, die von der kulturellen Elite definiert werden. Der Kanon dessen, was als Hochkultur gilt, spielt eine große Rolle bei der Herausbildung der jeweils geltenden Bildungsideale. Der im Zusammenhang mit Alltag, Politik, Technik, Wirtschaft etc. verwendete Begriff der Zivilisation gilt dem gegenüber als niederwertig.3

Kultur im engeren Sinne, wie sie Gegenstand der Kulturwissenschaften und Kulturpolitik ist, besitzt gegenüber den deskriptiven Darstellungen in der soziologischen Betrachtung einen normativen, wertsetzenden Charakter. Mit (Hoch)Kultur ist Anspruch verknüpft. Für das Bildungsbürgertum ist die Auseinandersetzung mit und die Teilnahme an Kultur ein verpflichtender Bestandteil des Lebens. Kulturschaffen reflektiert existierende gesellschaftliche Normen, stellt sie in Frage und bildet neue Modelle. Kultur in diesem Sinne ist ein Wert von unbestrittener Wichtigkeit.

Kulturpolitik bzw. kulturelle Praxis bauen auf den jeweils vorherrschenden Kulturkonzepten der entsprechenden Gesellschaft auf und basieren dabei auf einem Kulturbegriff, der selbst Gegenstand ständigen Wandels ist. Der folgende Text beschreibt skizzenhaft diesen Wandel in der westdeutschen Gesellschaft in der Zeit seit dem zweiten Weltkrieg.

hochNachkriegszeit

Trümmerfrauen in Berlin, ca. 1947
Trümmerfrauen in Berlin, ca. 1947

Die restaurative Stimmung der Nachkriegszeit schlägt sich in den fünfziger Jahren deutlich in der Alltagskultur nieder. Sie zeigt sich u.a. in der Rückbesinnung auf das Brauchtum, der Beliebtheit von Heimatfilmen und Schlagern (und der dort dargestellten »heilen Welt«), dem Hochhalten der Frauenrolle als Mutter und Hausfrau etc. Auch große Teile der Hochkultur reproduzieren Themen, Werke und Werte aus früheren Zeiten. Sie bestätigen in erster Linie den geltenden Bildungskanon und weisen in diesem Sinne kein großes Veränderungspotential auf.

Die große Masse der kulturschaffenden Elite ist in der Zeit des Dritten Reiches (oft nach Amerika) ausgewandert oder war Opfer des NS-Regimes. Die „Katastrophe des Zweiten Weltkriegs [hat] zu einer Lähmung des kreativen Potentials in ganz Europa“ geführt.4

Eine Auseinandersetzung mit den Erfahrungen der Nazi-Diktatur und des zweiten Weltkrieges findet nur innerhalb einer intellektuellen Elite statt.5 Die Masse verdrängt die Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortlichkeit. Das Wirtschaftswunder lässt die schlimmen Zeiten schnell vergessen – denn „wir sind wieder wer“.

Mit Aufkommen des Rock'n'Roll entsteht eine in dieser Form bislang einmalige Jugendkultur, die im Wesentlichen die mit den Besatzungstruppen, dem amerikanischen Soldatensender AFN und der Verbreitung von Musikboxen und Tonträgern herüberschwappende amerikanische Entwicklung reproduziert – das ausgedrückte Lebensgefühl und die existenziellen Bedürfnisse der Jugendlichen scheinen allgemeingültig.6 Musik, Umgangsformen und Werte(-verfall) dieser Jugendkultur (vor allem der »Halbstarken« und »Rocker«) werden in ihrem rebellischen, aufrührerischen Charakter von einem wertkonservativen Bürgertum zwar als Bedrohung empfunden, haben aber nur eine sehr indirekte gesellschaftsverändernde Wirkung, da sie nur unwesentlich von der »erwachsenen« Gesellschaft und (Kultur)Politik aufgenommen werden und zu keiner Änderung der vorherrschenden (rechtlichen) Normen führen.7 Viel mehr verändert sich die Gesellschaft durch technische Veränderungen wie das beginnende Aufkommen der Massenmedien, die Technisierung des Alltags durch Haushaltsgeräte etc.

hochKulturpflege

Herbert Marcuse 1955 in Newton, Massachusetts
Herbert Marcuse 1955 in Newton, Massachusetts

Der Kulturbegriff dieser Zeit greift auf die bürgerlichen Kultur der Vor-NS-Zeit zurück, die der Sozialphilosoph Herbert Marcuse 1937 unter dem Begriff affirmativer Kulturbegriff als „jene der bürgerlichen Epoche angehörige Kultur …, welche im Laufe ihrer eigenen Entwicklung dazu geführt hat, die geistig-seelische Welt als ein selbständiges Wertreich von der Zivilisation abzulösen und über sie zu erhöhen“ kritisiert: „Ihr entscheidender Zug ist die Behauptung einer allgemein verpflichtenden, unbedingt zu bejahenden, ewig bessern Welt, welche von der tatsächlichen Welt des alltäglichen Daseinskampfes wesentlich verschieden ist, die aber jedes Individuum »von innen her«, ohne jene Tatsächlichkeit zu verändern, für sich realisieren kann. Erst in dieser Kultur gewinnen die kulturellen Tätigkeiten und Gegenstände ihre hoch über dem Alltag emporgesteigerte Würde: ihre Rezeption wird zu einem Akt der Feierstunde und Erhebung.“8

Kultur in diesem Sinne ist die kontemplative Versenkung in die Betrachtung des »Wahren, Guten und Schönen«. Kulturpflege, die kulturpolitische Leitvorstellung bis Mitte der sechziger Jahre, bedeutet weitgehend die Erhaltung von etwas Bestehenden.9 In den Leitsätzen des Deutschen Städtetages vom 18./19.1.1952 kommt dies sehr prägnant zum Ausdruck: „Die Pflege der Kultur ist für die Städte eine wichtige und dringliche Aufgabe sowohl um der kulturellen Werte willen, die es zu pflegen gilt, und er in dieser Pflege sich zeigenden geistigen Haltung als auch wegen der Bedeutung, die dieser Pflege für das Gemeinwesen zukommt.“10 Das Ideal der Kulturpolitik ist das der ästhetischen Bildung.

(Hoch)Kultur wird in den fünfziger und sechziger Jahren in erster Linie rezipiert. Die im wesentlichen institutionalisierten kulturellen Angebote stellen an die Rezipienten zwar einen gewissen Anspruch, erwarten von ihnen aber keine aktive Mitwirkung. Kulturinstitutionen vermitteln autokratisch Wertvorstellungen: „Das Bildungstheater sah seine Aufgabe in der Vermittlung der in den Klassikern formulierten sittlichen Werte und entsprechender Verhaltensweisen“11 Wo eine aktive Mitwirkung des Einzelnen stattfindet (beispielsweise bei Brauchtumsveranstaltungen, Schützenfesten, Laientheatern etc.) werden im wesentlichen traditionelle Werte reproduziert, sie wirkt also restaurativ. Gleiches gilt für die sogenannte »leichte Unterhaltung«.

hochDer erweiterte Kulturbegriff

Foto aus dem Besitz von Gretchen Dutschke, seiner Frau
Rudi Dutschke

Die vor allem aus der Studentenbewegung angestoßenen großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen Ende der sechziger Jahre12 haben deutlich spürbare Auswirkungen: eine starke Politisierung weiter Teile der Gesellschaft setzt ein. Neue alternative Formen des gesellschaftlichen, persönlichen und kulturellen Lebens wie Kinder- und Kulturladen, Kommunen und Wohngemeinschaften, Lerntheatern und Schreibwerkstätten entstehen. Das kulturelle und gesellschaftliche Leben findet in zentraler Form in Soziokulturellen Zentren statt.

Der neugewählte Bundeskanzler Willy Brandt13 reagiert auf die gesellschaftlichen Veränderungen mit einer sich öffnenden Politik, welche er in seiner Regierungserklärung 1969 mit den Worten „Wir wollen mehr Demokratie wagen“14 einleitet. Veränderte Gesetze wie die Abschaffung der Schuldfrage im Scheidungsrecht und des Kuppeleiparagraphen etc. drücken einem Wandel in den gängigen Moralvorstellungen aus.

Die generelle Infragestellung bestehender Werte und die Politisierung jeglicher Lebensäußerung führt auch zur Bildung eines neuen Kulturbegriffes Anfang der siebziger Jahre. Mit Kultur wird das emanzipatorische Anliegen, „die Gesellschaft … zu demokratisieren“15 verbunden, was in erster Linie bedeutet, Chancengleichheit zu verwirklichen und Mitbestimmung zu ermöglichen. Der diese Haltung ausdrückende Begriff Soziokultur wird 1974 in die kulturpolitische Diskussion eingeführt. Er entsteht aus dem Unbehagen an der traditionellen Kulturpflege der fünfziger und sechziger Jahre und wird zu einem positiv besetzen Nachfolgebegriff für Subkultur bzw. Alternativkultur.

Soziokultur bildet als Konzept ein wichtiges Element im Kontext der sogenannte Neuen Kulturpolitik16: Nicht mehr Kulturpflege sondern Kulturarbeit steht im Vordergrund.17 1976 wird die Kulturpolitische Gesellschaft gegründet, welche laut Satzung das Ziel verfolgt, „die überlieferte Trennung zwischen der scheinbar unpolitischen und ästhetisch-intellektuellen Welt des Geistes und den Realitäten des Alltags überwinden [zu] helfen“.18 Diese erste kulturpolitische Reformphase der frühen siebziger Jahre ist „geprägt vom Gestus der politischen »Machbarkeit«.“19

Auch neue Kunstformen wie Fluxus, Happening und Aktionskunst, bei der der »Zuschauer« mitunter als Teilnehmer in die Darbietung integriert wird, drücken ein verändertes Verhältnis von (Hoch)Kultur und Gesellschaft aus und weisen einen Weg aus der Krise des Kunstbetriebes. Joseph Beuys stellt Alltagsgegenstände in einen künstlerischen Zusammenhang und propagiert:„Jeder Mensch ist ein Künstler“20. Mit seinem Verständnis von einem erweiterten Kunstbegriff begreift er die Gesellschaft als „soziale Plastik“. Kunst ist nicht mehr nur bezogen „auf künstlerisches Gestalten, sondern auf soziales Gestalten oder auf Rechtsgestaltung, oder auf Geldgestaltung, oder auf landwirtschaftliche Probleme, oder auch auf andere Gestaltungsfragen, oder Erziehungsfragen. Alle Fragen der Menschen können Fragen der Gestaltung sein, und das ist der totalisierte Kunstbegriff.“21

Der damalige Kulturdezernent Frankfurts Hilmar Hoffmann22 beschreibt die neue Rolle des Künstlers: „Der Künstler begreift sich selbst … als integralen Bestandteil der gesellschaftlichen Veränderung, problematisiert diese Entwicklungen in seinen Arbeiten und beeinflusst überall dort, wo Argumente imaginativen Ausdruck annehmen können, künstlerische Entwicklungen, ob direkt oder indirekt.“23 In dieser hochpolitischen Zeit ist jeder Mensch persönlich gefordert. Die Forderung nach einer »Kultur für alle« gipfelt in der programmatischen Zielkategorie einer »Kultur von allen«. Der frühere Rezipient wandelt sich zum Mitgestalter.24

hochRückzug ins Private

Punks HITS Festival Morecambe 2003
Punks

Mit Beginn der achtziger Jahre wird die Kulturvermittlung zunehmend professionalisiert und bildet so ein eigenständiges Berufsfeld.25 Die gesellschaftlichen Themen des öffentlichen Interesses verändern sich, eine teilweise Entpolitisierung des Alltags setzt ein. Aus der Bürgerprotestbewegung haben sich die Friedensbewegung, die Anti-Atom-Bewegung, Umweltschutzgruppierungen und die Partei »Die Grünen« entwickelt, allerdings auch einige teilweise extremisierte Kleingruppen.

Die unbedingte Fortschrittsgläubigkeit der in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Konsumgesellschaft wird in Frage gestellt, die Entfremdung und Automatisierung des Einzelnen in anonymen Arbeitsprozessen ebenso als Belastung empfunden wie die Bedrohung durch ein übermächtiges Atomkriegsszenario. Für einen Großteil der Menschen scheint ein direktes politisches Engagement nicht aussichtsreich oder sinnvoll, sie wählen größtenteils den Weg in die »Spaßgesellschaft«26, in deren Unterhaltungsangebot obige Fragen zwar durchaus noch thematisiert werden, wie einige Lieder der »Neue Deutsche Welle« zeigen,27 welche aber nicht mehr als direkte kritische Haltung bzw. Widerstand gegen diese Tendenzen empfunden werden. Aus England kommend hält die Punk-Bewegung Einzug, welche sich gegen gängige Konventionen wendet und sich außerhalb der Gesellschaft stellt. »No future« ist ihre Haltung. Arbeitslosigkeit beginnt sich zu einem Problem zu entwickeln. Das (gefühlte) Scheitern der 68er-Ideale bedingt einen Rückzug ins Private: „Die Erfahrung, dass der Widerstand an den harten Strukturen und Machtinteressen in der Gesellschaft zerbricht, hat die Entpolitisierung politischer und kultureller Milieus und den Prozess der Individualisierung und Entsolidarisierung begünstigt.“28

hochMauerfall

Das Brandenburger Tor am 1. Dezember 1989
Das Brandenburger Tor am 1. Dezember 1989:
Bürger der DDR und der BRD warten auf die Öffnung der Mauer

Zu Beginn der neunziger Jahre prägt der Soziologe Gerhard Schulze in seiner »Kultursoziologie der Gegenwart« den Begriff der Erlebnisgesellschaft. Sie ist durch die Bedeutung der innenorientierten Lebensauffassung für den Aufbau der Sozialwelt gekennzeichnet: „Erlebnisorientierung ist die unmittelbarste Form der Suche nach Glück.“29 Nicht mehr die Gestaltung der Gesellschaft sondern die des individuellen Lebens steht im Vordergrund. Dieses Bedürfnis wird von den Angeboten eines kommerziellen Marktes bedient.

Durch den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung sieht sich die westdeutsche Kultur mit einer real-sozialistisch geprägten Gesellschaft konfrontiert, die in der direkten Konfrontation mit einem (vermeintlich erstrebenswerten und ersehnten) kommerziellen Überangebot durch starken Konsum im Glauben an das damit verbundene Glücksversprechen reagiert. Die in der Wendezeit entstandene politische Kultur der gesellschaftlichen Mitgestaltung (Montagsdemos, Runde Tische, Bürgerbewegungen etc.) verpufft weitgehend, die unterschiedlichen Gruppierungen verschwinden oder gehen in westdeutschen Parteien mit ihren westlich geprägten Strukturen auf,30 Das westdeutsche politische System wird annähernd unverändert übernommen.31

Der Wegfall der beiden großen Machtblöcke ebnet der Globalisierung endgültig den Weg. Nach dem »Kampf der Systeme« folgt nun ein Kampf der Staaten um global agierende Wirtschaftsriesen auf einem kaum gesetzlich geregelten Weltmarkt. Wirtschaftspolitik kann nicht mehr lokal erfolgen sondern ist automatisch Weltpolitik.

hochEventkultur

Street Parade 2004 – Elements of Culture
Street Parade 2004 – Elements of Culture

Auch das kulturelle Angebot wird in immer größerem Maße kommerzialisiert, „pragmatisches, an kurzfristigen Erfolgen und außerkulturellen Zielen orientiertes Handeln [bestimmt] die Kulturpolitik.“32 An die Stelle der Kulturarbeit tritt das Kulturmanagement. Kulturelle Produkte und Produktionen stehen zunehmend in Konkurrenz zu den Erzeugnissen der kommerziellen und international agierenden Unterhaltungsindustrie, kulturpolitische Förderung tritt stark in spektakulären und medienwirksam inszenierten Events33 und Festivals in Erscheinung, Kultur wird als weicher Wirtschaftsfaktor erkannt. Kulturpolitik ist „heute in einen anderen Funktions- und Verwertungszusammenhang gestellt“: Sie ist „darauf ausgerichtet, die sozial und kulturell problematischen Folgen des gesellschaftlichen Strukturwandels kompensatorisch abzufedern, als Standortfaktor das Image der Kommune aufzubessern und Kultur als Wirtschaftsfaktor auf dem Markt anzubieten.“34

Inhalte der Kulturvermittlung müssen Zugeständnisse an die Erwartungshaltung ihres Publikums machen, unterhalten zu werden. Sie sieht sich (mitunter durchaus anspruchsvollen) Konsumenten gegenüber. Das Konzept der Hochkultur bleibt dabei weiter bestehen, deren klassischer Rezipient, der – weiterhin – (gesellschaftliche) Anspruchsnormen erfüllen muß, nimmt als Konsument Kultur zur Befriedigung individueller Bedürfnisse auf: „[…] Einer anspruchsvollen, fordernden, unbequemen Kulturpolitik könnte das Publikum jederzeit auf den privaten Erlebnismarkt ausweichen. Das Publikum tut jedoch etwas anderes: Es läuft nicht davon, sondern vergnügt sich an Angeboten, die offiziell nicht für das Vergnügen gedacht sind. Es behandelt die anspruchsvollen Angebote anspruchslos.“35

Der beginnende Rückzug der Öffentlichen Hand aus der Kulturförderung zwingt die kulturellen Träger, neue Finanzierungsformen zu entwickeln – sehr häufig wird diese Lücke durch Sponsoring und Fundraising gefüllt. Ihre Autonomie wird dadurch angegriffen: Nicht das hat Bestand, was über seinen gesellschaftlichen und kulturellen Wert legitimiert ist, sondern das, was auf dem Markt nachgefragt wird. Der Konsument beeinflusst das kulturelle Angebot. Soziokulturelle Zentren gibt es weiterhin, sie haben aber – um ihr wirtschaftliches Bestehen zu sichern – oft einen Schwerpunkt als (die Populärkultur bedienendes) Veranstaltungszentum (mit angeschlossenem Gastronomiebetrieb) entwickelt.

Vieles, was bislang über seinen gesellschaftlichen Wert begründbar waren, muß nun seine Markt-Verwertbarkeit zeigen: war Bildung bzw. der gebildete Mensch bislang für die (humanistisch geprägte) Gesellschaft »ein Wert an sich«, so gilt heute der gut ausgebildete Mensch als wirtschaftlicher Vorteil in einem globalisierten Markt. Die Sichtweise der Entscheidungsträger verschiebt sich also fundamental.36

hochDer Verlust der Privatsphäre

Bondi Junction shopping mall with David Jones, Sydney, Australia
Ein Einkaufszentrum – nur scheinbar ein Öffentlicher Raum

In medialer Hinsicht hat die Einführung des Privatfernsehens große Auswirkungen37 und verstärkt die schon beschriebene Tendenz hin zur Unterhaltungskultur38 (mit einer starken Tendenz der Zurschaustellung menschlicher Schicksale). Das rein werbefinanzierte Programm ist auf hohe Einschaltquoten angewiesen, ein anspruchsvolles, aufwendig produziertes (Kultur)Programm, das vom Zuschauer geistige Anstrengung erfordert, verleitet zum Wegzappen und ist daher kommerziell unattraktiv. Indem die privaten in direkte Konkurrenz zu den öffentlich-rechtlichen Sendern treten, ändert sich im »Kampf um den Zuschauer« auch deren Programmangebot, womit auch in diesem Bereich der Bildungsauftrag zurücktritt oder in Nischenprogrammen (arte, 3sat, dritte Programme) bzw. im Nachtprogramm stattfindet.

Durch die Vielzahl der Programme werden aber auch spezialisierte Spartenprogramme möglich (Sportfernsehen, Homeshopping, Quizsender, Kinderkanal etc.) eine Entwicklung, die sich in ähnlicher Form zunehmend auch im Warenangebot findet: in einer (scheinbaren) Vielfalt im Grunde »gleicher« Lifestyle-Produkte drückt der Konsument durch die Zusammenstellung seines »individuell gewählten« Handyklingeltons, Autolackfarbtons, etc. seine Individualität aus – dies jedoch lediglich im festgelegten Rahmen des kommerziellen Angebotes, das in seiner Schnellebigkeit immer neue Aktualisierungen fordert.

Der öffentliche Raum wird immer stärker kommerzialisiert. Öffentliche Marktplätze weichen privatisierten Shopping-Malls, in denen privates Sicherheitspersonal entscheidet, wer sich dort aufhalten darf und welche Veranstaltungen dort stattfinden dürfen. Bürgerliche Freiheitsrechte wie Versammlungsfreiheit, das Recht zum Verteilen von Flugblättern, etc. sind hier außer Kraft gesetzt, es entscheidet einzig der Betreiber.

Die Terroranschläge auf das WorldTradeCenter und das amerikanische Selbstverständnis am 9. September 2001 und der darauf folgende »Kampf gegen den Terrorismus«, bei dem der amerikanische Präsident George W. Busch von allen Ländern die Entscheidung verlangt: „Either you are with us, or you are with the terrorists.“39 verändert das politisch-gesellschaftliche Klima auch in Deutschland. Überwachungsmaßnahmen werden ausgeweitet und grundlegende Menschenrechte eingeschränkt. Die in Artikel 22 des Grundgesetzes verankerte »Unschuldsvermutung« wird von politischer Seite infrage gestellt. Der Bundesverfassungsgericht muß immer häufiger korrigierend in Regierungsentscheidungen eingreifen.

hochOnline-Kultur


CCC-Projekt »Blinkenlights«

Im Internet entsteht spätestens mit der Erfindung des WorldWideWeb durch Tim Barner-Lee 1989 ein neuer globaler öffentlicher Raum. Zu den unterschiedlichsten Themen existieren Newsgruppen (Diskussionsforen), Mailinglisten, Websites, Wikis, Blogs und Chats, fast jede Subkultur ist durch entsprechende gemeinschaftliche gestaltete Bereiche vertreten. Kommerzielle Angeboten entstehen erst langsam, erreichen durch ihre niederschwelligeren und aktiv beworbenen Angebote rasch hohe Aufmerksamkeit im öffentlichen Bewusstsein, verdrängen die privaten Bereiche jedoch nicht. Die Möglichkeiten des Internets schaffen eine Plattform zur Auslebung individueller Interessen.

Gerade in diesen Bereichen bilden und finden sich teils lose, teils gut organisierte Subkulturen mit eigenen Werten und Verhaltensnormen, die durchaus bereit sind, (Arbeits)Zeit und auch Geld zu investieren, um eigene, nicht kommerziell orientierte Projekte umzusetzen: Die Open-Source-Bewegung entwickelt eine große Menge hochprofessioneller Software (das Betriebssystem Linux, die GNU-Toolchain, diverse freie BSD-Betriebssysteme, die Mozilla-Suite mit dem Webbrowser Firefox usw.), die freie, als Wiki aufgebaute Enzyklopädie Wikipedia verfolgt das ergeizige Projekt eines professionellen Ansprüchen genügenden allgemeinen Lexikons auf der Basis freiwilliger Mitarbeit.40 In einer Vielzahl selbstgestalteter Bereiche entsteht eine neue Form der Kommunikations- und Partizipationskultur.41

Die Nutzung der neuen technischen Möglichkeiten wie der Austausch von Filmen und Musikdateien, die freimütige Veröffentlichung von durchaus Privatem und Intimem, der Handel über Auktionsplattformen wie Ebay etc. schafft eine Subkultur, die nicht in einer abgeschlossenen Szene verbleibt, sondern die Gesellschaft durchdringt und an diese ständig neue Anforderungen stellt. Die überkommenen Regelungen zum Urheberrecht, Presserecht, Persönlichkeitsrechten, Vertragsrecht aber auch Geschäftsmodelle greifen nicht mehr und müssen angepasst werden. Die grenzüberschreitende, globalisierte Wirkung des Internet, das sich durch nationalstaatliche Regelungen nur sehr unzureichend fassen lässt, erzeugt Konflikte, die zugrundeliegende Kultur wird von den Entscheidungsträgern jedoch häufig nicht gut genug durchdrungen, wie sich an widersprüchlichen Gerichtsurteilen genauso zeigt wie am Hin-und-Her der Musikindustrie zum Thema Kopierschutz und DRM (Digital Rights Management). Auch innerhalb der Internet-Community gibt es Versuche, neue Normen zu entwickeln, wie Creative-Commons-Lizenzmodelle zeigen.

Neben diesen regulativen Erfordernissen sehen klassische Institutionen das Internet vermehrt als für ihre Zwecke nutz- und gestaltbaren Raum. Firmen stellen Firmen- und Produktinformationen und Angebote online bereit, Fernsehsender betreiben Internetplattformen mit eigenem Programmangebot, die Verwaltung bietet die Online-Abwicklung vieler Vorgänge von Steuer bis Ummeldung und auch die Kultur- und Bildungseinrichtungen beginnen, die speziellen Möglichkeiten des Internet für ihre klassischen Aufgaben zu nutzen,42 entdecken das Netz selbst aber auch als neues Aufgaben-43 und Betätigungsfeld.

hochEin neuer Kulturbegriff?

Karl-Heinz Gerstenberg (Bündnis 90/Die Grünen) als Redner
Studentendemostration gegen Studiengebühren in Dresden (Juni 2005)

Das Internet als soziales Kommunikationsmedium wirkt sich also zum einen stark auf das alltägliche gesellschaftliche Zusammenleben aus und bietet zum anderen soziale (Frei)Räume zur Entwicklung (und Austestung) neuer Modelle der Interaktion sowie neuer kultureller Ausdrucksformen. Beides wirkt sich direkt und indirekt auf den gesellschaftlich vorherrschenden Kulturbegriff aus.

Dies führt direkt zur Hauptfragestellung: Wie sieht dieser neue Kulturbegriff im Spannungsfeld einer globalisierten und kommerzialisierten Welt mit wirtschaftlichem Primat und Unterhaltungsindustrie auf der einen Seite und einer im Entstehen begriffenen, dem Einzelnen (noch) viele Freiräume sowie Mitwirkungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten bietenden44 Internetkultur auf der anderen Seite aus? Haben die kulturellen Ausdrucksformen und die gesellschaftliche Wirkung des Internets ein so großes Gewicht, dass es gerechtfertigt wäre, von einer »Internetkultur« im Großen zu reden, oder ist dies nur eine momentane Randerscheinung, die längerfristig wenig bis keinen Einfluß auf die Entwicklung und Gestaltung des Kulturbegriffs hat?

Ist das Internet ein Medium, das wieder zu einer verstärkten Politisierung und Demokratisierung der Gesellschaft beitragen kann (Demokratie von unten mit neuen Mitteln45), oder eher ein Rückzugsraum aus dem »Real Life«?

Durch den niederschwelligen Zugang zu unterschiedlichen Subkulturen über die entsprechenden Community-Plattformen kann sich der Einzelne seinen persönlichen »Subkultur-Flickenteppich« gewissermaßen »zusammenklicken« und in diesen Strukturen auch leicht mitwirken und interagieren. Wie wirkt sich diese gegenüber den klassischen Gruppenzugehörigkeiten (Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene, zu Peer-Groups mit entsprechender Mode, Musik etc.) neue Entwicklung auf die Identitätsfindung des Einzelnen aus?

Sind die herausgearbeiteten Rollen »Rezipient«, »Mitgestalter«, «Konsument« tragfähig und auf die Internetkultur anwendbar oder müssen hier gänzlich neue Rollenbilder entwickelt werden?

geschrieben Juni 2007

hochPrototypischer Überblick zur Veränderung des Kulturbegriffs

Rolle des Adressaten kulturpolitisches Ideal Kulturbegriff Zeitraum
Rezipient Kulturpflege Hochkultur 1950er bis –60er Jahre
Mitgestalter Kulturarbeit Soziokultur 1970er bis –80er Jahre
Konsument Kulturmanagement Eventkultur 1990er Jahre bis heute
? ? Internetkultur? im Entstehen

hochFußnoten

  1. britischer Ethnologe und Gründervater der modernen Kulturanthropologie.
  2. Heinrichs, Werner und Arnim Klein: »Kulturmanagement von A­Z. Wegweiser für Kultur- und Medienberufe«. Beck-Wirtschaftsberater im dtv, München, 1996. Seite 134
  3. Die Begriffe Kultur und Zivilisation werden im angelsächsischen und französischen Sprachraum hingegen nahezu synonym verwendet.
    Vergleiche Heinrichs, Werner und Arnim Klein: »Kulturmanagement von A­Z. Wegweiser für Kultur- und Medienberufe«. Seite 133f
  4. Simhandl, Peter: »Bildtheater. Bildende Künstler des 20. Jahrhunderts als Theaterreformer«. Gadegast, Berlin, 1993. Seite 86
  5. Carl Zuckmeyer, »Des Teufels General« (1946); Wolfgang Borchert, »Draußen vor der Tür« (1947); Hugo Hartung, »Wir Wunderkinder« (1957); Max Frisch »Biedermann und die Brandstifter« (1958) etc.
  6. Technischer Fortschritt leitet schon an dieser Stelle eine Form der beginnenden Globalisierung ein.
  7. Die Jugendkultur bildet eher eine alterstypische Protest-Haltung ab.
  8. Marcuse, Herbert: »Über den affirmativen Charakter der Kultur«. In: »Kultur und Gesellschaft«. Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1968. Aufsatz von 1937. Seite 63
  9. Sie steht damit der Denkmalpflege nahe.
  10. Deutscher Städtetag (Herausgeber): »Städtische Kulturpolitik. Empfehlungen, Richtlinien und Hinweise des deutschen Städtetages zur Praxis städtischer Kulturpolitik« 1946 bis 1970. Köln, 1971. Seite 104
  11. Hoffmann, Hilmar: »Kultur für alle. Perspektiven und Modelle«. Fischer, Frankfurt am Main, 1981. Aktualisierte und erweiterte Auflage, Erstveröffentlichung 1979. Seite 59
  12. Schah-Besuch, Anti-Vietnam-Demonstrationen, Wiederstand gegen Notstandsgesetze, Versuch der erzwungenen Aufarbeitung der NS-Zeit durch die Nachfolgegeneration etc.
  13. Willy Brandt ist von 1969 bis 1974 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
  14. Brandt, Willy: Regierungserklärung, 28. Oktober 1969:
    http://ghdi.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=901
  15. Sievers, Norbert und Bernd Wagner (Herausgeber): »Bestandsaufnahme Soziokultur. Beiträge ­ Analysen ­ Konzepte«. W. Kohlhammer, Stuttgart Berlin Köln, 1992. Seite 11
  16. Der Begriff Neue Kulturpolitik bezeichnet die Neukonzipierung der Kulturpolitik in der BRD seit Mitte der siebziger Jahre. Auf kulturpolitischer Ebene gibt es praktisch keine Rechtsnormen, „die normativ-positiv festschreiben, was im einzelnen als kulturelle Aufgabe des Staates zu gelten habe oder gar, wie kulturelle Aufgaben wahrzunehmen seien. Alle Rechtsgrundlagen bescheinigen der öffentlichen Hand, dass sie in kulturellen Angelegenheiten tätig werden darf und muß, doch sagen sie nichts darüber aus, wie, wo und in welchem Umfang sie tätig werden sollen.“ (Heinrichs, Werner und Arnim Klein: »Kulturmanagement von A­Z. Wegweiser für Kultur- und Medienberufe«. Seite 155) Auch ist nicht festgelegt, welcher Kulturbegriff dabei zugrunde gelegt werden soll. Ziele öffentlicher Kulturarbeit bilden sich in der ständigen (kultur)politischen Diskussion.
  17. Der Deutsche Städtetag regt 1973 mit seinem Programm »Bildung und Kultur als Element der Stadtentwicklung« eine breite kulturpolitische Diskussion an. Die neuen Ziele bzw. Aufgaben städtischer Kulturarbeit bestehen nun darin, „die Kommunikation zu fördern und damit der Vereinsamung entgegenzuwirken, Spielräume zu schaffen und damit ein Gegengewicht gegen die Zwänge des Lebens zu setzen sowie die Reflektion herauszufordern.“ Praktisch ist Kulturpolitik somit in erster Linie Kommunalpolitik. Sie versteht sich „als Gegengewicht gegen die Zumutungen und Beanspruchungen der Industriegesellschaft und begreift sich vor allem als Bildungspolitik, d.h. im Mittelpunkt stehen die Entfaltung und die Entwicklung der sozialen, kommunikativen und ästhetischen Möglichkeiten und Bedürfnisse der Bürger.“ (Heinrichs, Werner und Arnim Klein: »Kulturmanagement von A­Z. Wegweiser für Kultur- und Medienberufe«. Seite 164)
  18. Kulturpolitische Gesellschaft e. V.: »Satzung der kulturpolitischen Gesellschaft«, 1997. Fassung vom 27.6.1997:y
    http://www.kupoge.de/pdf/kupo/satzung.pdf
  19. Sievers, Norbert und Bernd Wagner (Herausgeber): »Bestandsaufnahme Soziokultur. Beiträge – Analysen – Konzepte«. Seite 29
  20. Harlan, Volker, Rainer Rappmann und Peter Schata: »Soziale Plastik. Materialien zu Joseph Beuys«. Achberger Verlag, Achberg, 1984. 3. erweiterte und ergänzte Auflage; 1. Auflage 1876. Seite 102
  21. Körner, Hans und Reinhard Steiner: »Plastische Selbstbestimmung? Das Kunstwerk«, 35, Heft 3, Seite 35, ; zitiert nach Litzinger, Beate: »Die Bedeutung der Anthroposophischen Lehre für das Leben und Werk von Joseph Beuys, untersucht an ausgewählten Beispielen«. Diplomarbeit, Universität Hildesheim, September 1990. Seite 82
  22. Hilmar Hoffmann ist von 1970 bis 1993 Kulturdezernent von Frankfurt am Main.
  23. Hoffmann, Hilmar: »Kultur für alle. Perspektiven und Modelle«. Seite 133
  24. „Kulturelle Bildung ist die Fähigkeit, mit den sinnlich wahrnehmbaren Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen souverän umzugehen, und zwar sowohl als kritischer Rezipient wie als kreativer Produzent.“ (Heinrichs, Werner und Arnim Klein: »Kulturmanagement von A­Z. Wegweiser für Kultur- und Medienberufe«. Seite 136)
  25. Da, wo Kulturarbeit durch (aufsuchende) Brennpunktarbeit Persönlichkeitsbildung betreiben will, wird sie mehr und mehr als Aufgabe der Sozialarbeit zugeschrieben.
  26. Ein Schlagwort im deutschen Feuilleton seit Mitte der neunziger Jahre. Dem Journalisten Peter Scholl-Latour wird die Äußerung „das Ende der Spaßgesellschaft“ als Reaktion auf die Terroranschlägen vom 11. September 2001 nachgesagt.
  27. »Bruttosozialprodukt«, Geier Sturzflug (1982); »Ein Jahr (es geht voran)« Fehlfarben (1982); »Besuchen Sie Europa (solange es noch steht)«, Geier Sturzflug (1983); »99~Luftballons«, Nena (1983).
  28. Sievers, Norbert und Bernd Wagner (Herausgeber): »Bestandsaufnahme Soziokultur. Beiträge – Analysen – Konzepte«. Seite 30
  29. Schulze, Gerhard: »Die Erlebnis-Gesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart«. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 1996. 6. Auflage, Erstveröffentlichung 1992. Seite 14
  30. Was allein bei »Bündnis90/Die Grünen« immerhin zu einer Umbenennung führt.
  31. Das angedachte Projekt einer neuen Verfassung für das gesamte deutsche Volk wird still und heimlich schlafen gelegt.
  32. Sievers, Norbert und Bernd Wagner (Herausgeber): »Bestandsaufnahme Soziokultur. Beiträge – Analysen – Konzepte«. Seite 11
  33. welche auch von Wirtschaftsunternehmen als kommunikationspolitisches Instrument im Marketing eingesetzt werden.
  34. Sievers, Norbert und Bernd Wagner (Herausgeber): »Bestandsaufnahme Soziokultur. Beiträge – Analysen – Konzepte«. Seite 31
  35. Schulze, Gerhard: »Die Erlebnis-Gesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart«. Seite 516
  36. Der Widerstand gegen diese Tendenzen findet kaum innerhalb der etablierten Parteien statt, neue professionell organisierte Bürgerbewegungen wie attac und Parteiabspaltungen wie die WASG bilden sich.
  37. Zur Diskussion der Wirkung des Fernsehens siehe z.B. Postman, Neil: Das Zeitalter des Showbusiness. In: Pias, Claus, Joseph Vogl, Lorenz Engell, Oliver Fahle und Britta Neitzel (Herausgeber): Kursbuch Medienkultur. Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard. DVA, Stuttgart, 2004. Aufsatz von 1985.
  38. Das grundlegende Phänomen hatten Horkheimer und Adorno schon 1944 unter der Überschrift »Kulturindustrie« beschrieben. (Adorno, Theodor W.: »Résumé über Kulturindustrie«. In: Pias, Claus, Joseph Vogl, Lorenz Engell, Oliver Fahle und Britta Neitzel (Herausgeber): »Kursbuch Medienkultur. Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard«. Aufsatz von 1963.)
  39. Bush, George W.: »Address Before a Joint Session of the Congress on the United States Response to the Terrorist Attacks of September 11«, 20. September 2001.:
    http://www.dartmouth.edu/~govdocs/docs/iraq/092001.pdf
  40. Während die deutsche Wikipedia über 900000 Artikel zu unterschiedlichsten Themen vorhält, sind davon zur Zeit nur knapp 3000 als »lesenswert« bzw. »exzellent« ausgezeichnet, werden also den hohen Ansprüchen der Wikipedia-Community gerecht. Die übrigen Artikel stellen nichtsdestotrotz eine wichtige Informationsquelle dar (vergleiche z.B. Giles, Jim: »Internet encyclopaedias go head to head«. Nature, 438:900­901, December 2005.
  41. Die momentanen Tendenzen des »Social Web« und »Semantic Web« (bekannt unter dem Stichwort »Web 2.0«) zeigen den Weg zu noch stärker auf den Einzelnen zugeschnittenen und durch den Einzelnen mitgestalteten Internet-Angeboten. Auch die Politik hat die Wichtigkeit dieser neuen Technologien erkannt: das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte 2006 das semantische Web mit 13,7 Millionen Euro. (Diedrich, Hannes: »Wissensvernetzung. Chancen neuer Prozesse«. In: Lehmann, Kai und Michael Schetsche (Herausgeber): »Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens«, Seiten 83­88. transcript Verlag, Bielefeld, 2005.)
  42. Zur Nutzung von Community-Plattformen zu Bildungszwecken siehe z.B. Dittler, Ullrich, Michael Kindt und Christine Schwarz (Herausgeber): »Online-Communities als soziale Systeme«. Waxmann Verlag, Münster, 2007.
  43. Zum Beispiel (Internet)Medienkompetenz als wichtiges Bildungsziel der allgemeinbildenden Schulen, Medienpädagogik etc.
  44. aber durchaus von weitgehender Kommerzialisierung bedrohten.
  45. Die Partei »Die Grünen« hat einen Teil ihres Wahlprogramms zur letzten Bundestagswahl in einem öffentlichen (d.h. auch für Nicht-Parteimitglieder zugänglichen) Wiki im Internet erarbeiten (diskutieren und verändern) lassen, wobei die Endfassung dann wieder durch eine parteiinterne Redaktion erfolgte.

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