Val und Su. unterwegs
Wie alles kam...
Anfang 2004 hatten Sanne Grabisch und Val Bewer die Idee zu einem Experiment. Val würde ein Comic-Panel zeichnen, worauf Sanne mit einem weiteren Panel antwortete, welches Val als Vorlage diente und so weiter. Wie in einer Fortsetzungsgeschichte, die von verschiedenen Leuten erzählt wird und bei der man nicht weiß, wo sie hinführen wird. Als Figur nutze Val sein Comic-Alter Ego Val, Sanne entwickelte die ebenfalls autobiographisch angelegte Su.
Das Vorgehen war recht lustig und unterhaltsam, verhinderte jedoch die Entwicklung einer lesbaren, zusammenhängenden, im eigentlichen Sinne spannenden Geschichte. Der sogenannte Comic eierte etwas holperig vor sich hin, da in jedem Panel erklärt werden mußte, was der jeweilige Autor denn nun ausdrücken und anregen wollte - denn zu diesem Zeitpunkt war die Kommunikation über die Bilder die einzig erlaubte. Auch das ständige Wechseln der Perspektive Wir-sehen-Val, Wir-sehen-Su, Wir-sehen-Val, Wir-sehen-Su beschränkte den Handlungsspielraum und machte den Comic nervös. Ein richtiger Fluß konnte sich so nicht einstellten.
Darüber hinaus fiel es beiden zunehmend schwer, jeweils nur
ein Panel zur Zeit zu zeichnen - mit zunehmenden Gefühl für
die Figuren und das Setting verselbständigten sich die
Ideen, wie es weitergehen könnte, immer mehr. So überlegten
sie sich schließlich gemeinsam, wo sie mit ihren Charakteren
eigentlich hinwollten. Aus verschiedensten Ansätzen ergab
sich die Rahmenhandlung für die vorliegende Geschichte.
Sanne und Val fingen an, die einzelnen Strips (also die
Anordnung der Panels zu Reihen mit zwei bis vier Bildern)
formal und inhaltlich zu gestalten. (Da brauche ich noch
ein Panel, in dem das und das passiert, ... diese drei
passen dann gut zusammen, nur hier muß das mittlere Panel
schmaler werden...
) Auch begannen die beiden, die Figur
des anderen zu zeichnen, und eröffneten sich so die
Möglichkeit, gemeinsam Szenen und Situationen zu gestalten.
So entstand zunehmend ein zusamenhängender Strang. Einiges wurde rausgeworfen, anderes erweitert, übrig gebliebenes von einem Strip in einen anderen verlagert. Alles, um der Geschichte einen schönen Fluß zu verleihen. (In Sannes Fall bedeutet das arg schwankende Qualität der Zeichnungen - im Laufe der Zeit haben sich ihre Fähigkeiten stark verbessert, was durch die Neuzusammenstellung der Panels weniger als Entwicklung denn als als Irritation auffällt.) Die Story ist sicherlich nicht die intelligenteste, die große Stärke des Comics liegt in der vermittelten Stimmung, einem Gefühl von Nähe und Freundschaft - in vielen Pointen handelt es sich um einen Insider-Comic.
Daß sich die Arbeit an dem Comic letztlich über mehr als zwei Jahre erstreckt hat, ist auf schwankende Motivation, äußere Umstände und, daraus resultierend, große zeitliche Löcher zurückzuführen. Die Vertextung des Comics war der letzte Arbeitsschritt. Hatten Sanne und Val zu Beginn des Comics die Sprechblasen auch zur Kommunikation zwischen den Autoren nutzen müssen, folgten die Panels nun rein der Handlungskonzeption: Dialoge wurden nur noch grob formuliert und nach Fertigstellung aller Strips gemeinsam ausformuliert und zurechtgeschliffen.
Wer sich fragt, was das für ein Viech
ist,
das da im Comic auftaucht, dem sei gesagt: Die Comicfigur
Val entwickelte sich gemeinsam mit ihrem Zeichner schon seit
Mitte 2001 meist in einzelnen Zeichnungen. Aus einer
zufälligen Skizze wurde das Maskottchen Viech
, das als Ablenkung, Schulterengelchen
oder Helferlein Val oft auf
seine Zeichnungen begleitet.
Val Bewer / Sanne Grabisch, Juli 2006
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