Wir erstellen einen Stop-Motion-Film

Workshop-Bericht und -Ergebnis der Montagsgruppe 2011

Im Mai 2011 fanden an der Hainschule Bamberg in jeweils vier anderthalbstündigen Einheiten erstmals zwei Workshops mit dem Thema »Stop-Motion-Film« statt. Am Montagskurs nahmen zehn Kinder teil, darunter ein Mädchen. Der Kurs setze sich zusammen aus zwei Erstklässlern, drei Zweitklässlern, vier Drittklässlern und einem Viertklässler.

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Die Montagsgruppe entwickelte eine »Star Wars«-Parodie in fünf Szenen: Im Stop-Motion-Film »Hain Wars« befinden sich die Helden Lukas, Anabin und Opi Wan in Begleitung der Roboter R4-D4 und E-3PO auf dem dschungelhaften Planeten Hain. Sie sind gerade auf dem Rückweg von einer Expedition zu ihrem Landgleiter. Als sie dort ankommen, müssen sie jedoch feststellen, dass dort ihr Feind, der böse Darth Hain, wartet. Im nun folgenden Kampf können sie Darth Hain besiegen, Opi Wan verliert jedoch seine linke Hand. Die Freunde beratschlagen, was zu tun ist, und Anabin schlägt vor, für Opi Wan im Labor eine neue Hand herzustellen, worauf alle den Landgleiter besteigen. Dann fahren sie los. Im Labor bekommt Opi Wan eine neue Hand, und alle sind glücklich.

Der vollständige Film umfasst insgesamt ca. 650 Bilder, einschließlich eines Vorspanns mit ca. 50 Bildern und eines Abspanns mit ca. 330 Bildern, wobei manche Bilder vervielfältigt sind, um Szenen zu dehnen, oder Bildabfolgen wiederholt werden, um dem Geschehen mehr Raum zu geben, zudem beginnen die Szenen mit einem Fadein und enden mit einem Fadeout. Der reine Stop-Motion-Teil (271 Bilder) hat bei einer Abspielrate von 3 Bildern pro Sekunde eine Dauer von 1 Minute und 30 Sekunden, der vollständige Film hat eine Dauer von 4 Minuten und 2 Sekunden. Über die gesamte Länge läuft als Filmmusik die Komposition »Danger« von Weigtless, bei dem ich mich herzlich für die Bereitstellung bedanke.

hochErlebnisse und Beobachtungen während des Workshops

Als ich den Kursraum betrat, warteten schon Kinder und bestürmten mich gleich mit Ideen. Einige wollten unbedingt einen »Star Wars«-Film machen und hatten auch entsprechende Figuren dabei. Für diese Idee fand sich schnell eine Mehrheit. Als Drehort wählten wir eine Wiese hinter der Schule. Das schöne Wetter im Grünen lud natürlich auch dazu ein herumrumzutoben. Die Kinder wechselten sich alle paar Aufnahmen an der Kamera ab, am Szenenbild baute, wer gerade Lust dazu hatte.

Auch außerhalb des Workshops arbeiteten die Kinder an ihrem Film: So zeichnete ein Kind z. B. das Titelbild, ein anderes erstelllte ein Storyboard zu unserer Geschichte, welches wir dann in der Gruppe besprachen. Ein Storyboard bzw. Szenenbuch ist eine zeichnerische Version eines Drehbuchs oder eine Visualisierung eines Konzeptes oder einer Idee. Storyboards werden eingesetzt zur Visualisierung von Drehbüchern und Planung einzelner Filmszenen mittels skizzenhafter Darstellungen vor dem eigentlichen Drehbeginn.

Um möglichst nah an die Figuren herangehen zu können, benutzten wir kein Stativ sondern stellten die Kamera auf einen Kästchen ab. Auch wollten wir so den urwaldartigen Eindruck durch die Gräser verstärken – hatten allerdings so das Problem, dass die Gräser mitunter den Blick auf die Protagonisten verstellten.

Bei »Hain Wars« handelt es sich um eine »Star Wars«-Parodie, die auch eine Beziehung zur Hainschule haben sollte, so lag es nahe, die Namen der »Star Wars«-Figuren entsprechend abzuändern. Alle Namensideen stammen von den Kindern, meine Aufgabe war es nur, die besonders originellen und passenden Vorschläge festzuhalten. Der Grund für die Umbenennung war nicht nur, dass die Kinder sich von den medial vermittelten Originalgeschichten des »Star Wars«-Universums lösen sollten, sondern auch, dass ich eine Distanz zum urheberrechtlich geschützten »Star Wars«-Universum schaffen wollte. Mit dem Thema Urheberrecht haben wir uns in beiden Gruppen näher beschäftigt, so sind die Kinder nun für dieses Thema sensibilisiert.

Nicht immer transportieren die Bilder hinreichend die Handlung: Die Bühnenbildner verwendeten z. B. viel Mühe darauf, wie Opi Wan in einem dramatischen Kampf seine Hand verliert – leider ist dies auf den Fotos nicht zu erkennen (siehe Abbildung). Einerseits stehen die Figuren dafür nicht sehr optimal, andererseits gibt es einfach zu wenig Bilder, als dass dem Zuschauer die Dramatik bewusst werden könnte. Auch dass die Hand im weiteren Kampf auf dem Boden liegt, ist nur bei genauer Betrachtung auf den Einzelbildern zu erkennen. Bei den späteren Szenen kann man sehen, dass die Kinder inzwischen weit bessere Bewegungsabläufe herstellen konnten.

Beim vorletzten Treffen machte ein Kind den Vorschlag, dass wir doch noch eine Szene zum Abschluss anfügen könnten, in der Opi Wan im Labor eine neue Hand bekommt (ursprünglich endete der Film damit, dass die Helden davon fahren, wie auch das Storyboard zeigt). Es brachte zum letzten Treffen die aus Legosteinen fertig gebaute Laborkulisse mit, incl. herabsenkbarem Operationslaser. Ich bin froh um diese zusätzliche Szene, da sie die Geschichte erst so richtig rund macht.